GEDENKEN - martedì 10 dicembre 2024
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Im Morgengrauen des 12. August stiegen SS-Einheiten mit insgesamt mehreren hundert Männern in Kampfausrüstung nach Sant’Anna di Stazzema hinauf. Sie kamen von Vallecchia-Solaio, Mulina di Stazzema und Valdicastello und benutzten einige vorher im Versiliatal gefangen genommenen Männern als Waffen- und Munitionsträger.
Gegen sieben Uhr war das Dorf bereits umstellt. Die Bevölkerung vermutete kein geplantes Massaker, sondern glaubte an eine normale militärische Durchsuchungsaktion. Deshalb flohen auch viele Männer und versteckten sich in den Wäldern.
Welche Absichten die Nazis tatsächlich hatten, bemerkten die Bewohner zu spät.
Der Schriftsteller Manlio Cancogni erzählt von den Ereignissen an diesem furchtbaren Tag:
“In Sant’Anna trieben die Deutschen mehr als 140 Menschen mit Gewalt aus ihren Häusern bis auf den Kirchplatz. Sie wurden aus ihren Betten gezerrt, waren nur halb angezogen, hatten noch schläfrige Glieder. Alle vermuteten, dass sie von hier fortgebracht werden würden, in einen anderen Ort und verwundert betrachteten sie ihre Mörder, jedoch ohne Angst oder Hass.
Sie trieben sie zuerst an der Frontseite der Kirche zusammen, schoben sie dann in die Platzmitte, die nicht länger als 20 Meter war und etwa genauso breit. Ein Platz mit weichem Gras, zwischen jungen Platanen, eingefasst von zwei kurzen Mäuerchen, und als sie ihre Maschinengewehrläufe auf die Körper richteten, waren sie so dicht vor ihnen, dass sie in die fassungslosen Augen der Opfer schauen konnten, die unter ihren Schüssen zusammenbrachen ohne auch nur die Zeit zu haben, zu schreien.
Die Maschinengewehrschützen machten kurzen Prozess, die Hände der Mörder hatten ihre Arbeit schnell erledigt und zitterten schon vor Ungeduld, weiterzumachen. So stapelten sie auf den Haufen lauwarmer und vielleicht noch lebender Körper die Bänke der verwüsteten Kirche, die Matratzen aus den Häusern und zündeten sie an.
Die brennenden Körper zu sehen reichte ihnen noch nicht, darum trieben sie weitere Männer und Frauen ins Feuer. Menschen, die leblos vor Angst, ohne jeglichen Widerstand, auf den Platz gebracht worden waren.
In der Zwischenzeit wurden die Häuser auf den umliegenden Anhöhen zugesperrt. Einfache Gebirgshäuser, ohne Putz, ohne Anstrich, einfach wie das Leben der Menschen, die hier wohnten.
Die Bewohner wurden in die Flure gedrängt, in die Zimmer im Erdgeschoss. Und wieder Maschinengewehre. Noch ehe alle tot waren, wurden die Häuser angezündet und die Mauern, die Möbel, die Leichen, die lebenden Körper, das Vieh in den Ställen brannten in einer einzigen Flamme. Es gab auch Menschen, die versuchten über die Felder zu fliehen. Sie wurden mit Maschinengewehren beschossen und erst erlegt, wenn sie schon mit einem Angstschrei voller verzweifeltester Hoffnung den Rand des rettenden Waldes erreicht hatten.
Und dann noch die Kinder, zarte Kinderkörper, die jene irre Gier nach Vernichtung anstachelten. Mit dem Schaft der Maschinenpistolen zertrümmerten sie ihre Köpfe, rammten ihnen einen Stock in den Unterleib und hängten sie damit an Hauswände. Sieben Kinder stießen sie in den Ofen, der an jenem Morgen zum Brotbacken angeheizt war.
Aber noch waren sie nicht fertig.
Bis zum Abend zogen sie den Bergpfad talwärts, gierig darauf zuzuschlagen, zu zerstören, und verübten weitere Verbrechen.
Gegen Mittag brannten alle Häuser des Dorfes, die Dorfbewohner und Flüchtlinge waren alle hingeschlachtet. Weit mehr als 500 Opfer hat es gegeben, die genaue Zahl wird man nie bestimmen können.
Manche, die dem Massaker entronnen waren, rannten ins Tal, um die zahlreichen Bewohner in der Ebene und in Valdicastello zu informieren. Die Nachricht stand in ihren entsetzten Gesichtern geschrieben. Wer ihnen begegnete, begriff aus den gestammelten Wortfetzen, dass etwas Fürchterliches passiert war, ohne sich aber das Ausmaß vorstellen zu können. Eine Ahnung von der Wirklichkeit bekam man in den frühen Nachmittagsstunden, als sich oberhalb des Dorfes die ersten Mördergruppen auf ihrem Rückweg von Sant’Anna ankündigten.
Man hörte sie hastig herunterkommen, begleitet vom Klang der Akkordeons und ausgelassener Gesänge, und, was am schlimmsten war, begleitet vom Lärm neuer Schüsse, neuer Schreie. Offenbar immer noch nicht befriedigt von ihrem Tagwerk töteten die Deutschen alle, die ihnen auf dem Gebirgspfad begegneten.
Wer sich vor den Vorbeimarschierenden in Felslöchern versteckt hatte, wurde darin von einem Strahl aus dem Flammenwerfer verbrannt. Eine Frau rannte verzweifelt, um ihr Kind in Sicherheit zu bringen. Als man sie stellte, wurde ihr das kostbare Bündel aus den Armen entrissen und die Böschung hinunter geschleudert. Sie selbst wurde mit Pistolenschüssen in den Kopf getötet. Viele andere wurden von Maschinengewehrschützen getroffen, als sie flüchtend die Berghänge hinabsprangen, wie wilde Ziegen, die zur Zielscheibe für den geübten Jäger werden.
Als die Deutschen schließlich in Valdicastello eintrafen und begannen, die Einwohner zusammenzutreiben, war das Dorf bereits in Todesangst. Die Bewohner hatten sich in ihren Häusern eingeschlossen und so gut es ging versteckt, die Straßen waren ausgestorben, alle litten unter einem Todestrauma. Der Marsch der Deutschen durch das Dorf endete mit dem Hereinbrechen der Dunkelheit über das Tal - aber erst, nachdem 800 Männer aus den Häusern gezerrt und fortgebracht worden waren und nachdem eine letzte Maschinengewehrsalve vierzehn willkürlich ausgewählten Unglücklichen das Leben raubte, begleitet von vulgären, grauenhaften Akkordeonklängen.”