DIE GEMEINDE - giovedì 5 dicembre 2024
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Einer der ältesten Arbeitsbereiche dieser Region ist der Bergbau, obwohl er nicht überall verbreitet war. Manche behaupten, dass sogar schon die Etrusker Bergwerke in der Versilia anlegten. Mit Gewissheit können wir aber nur davon ausgehen, dass sie aus Römischer Zeit stammen. Es gab Stollen in der gesamten Gegend, von Valdicastello über Sant’Anna bis nach Farnocchia, Mulina, Gallena, Cardoso und schließlich bis hinter die Pania nach Fornovolasco in die Zone, die man heute Grotta del Vento (Windhöhle) nennt. Weitere Abbaugebiete befanden sich bei Ripa di Seravezza und Levigliani, wo es bis heute Spuren von zwei Bergwerken gibt, in denen Quecksilberminerale abgebaut wurde.
Möglicherweise wurden diese Mineralienablagerungen, die von den Geologen allgemein als das “Fenster von Sant’Anna” bezeichnet werden, schon vor den viel bekannteren Marmorsteinbrüchen ausgebeutet. Noch heute zeugen die Ortsnamen in der Region von der Bergbautätigkeit. Das Dorf Gallena hat seinen Namen von dem Mineral, das im Umland abgebaut wurde: galena argentifera (silberhaltiger Bleiglanz). Andere Ortschaften, insbesondere bei Sant’Anna und Ruosina di Seravezza, heißen “argentiera” (Silberbergwerk). Außerdem liegen auf dem Gebiet der Gemeinde Stazzema die Orte Calcaferro (ferro = Eisen) und Buca della Vena (vena = Metallader), wo man Eisenerz abbaute.
In der gesamten Region finden sich noch heute verschiedene Gegenstände (Montanarchäologie), alte Stollen sowie Infrastruktur, die in vorangegangenen Jahrhunderten als Eisenhütten genutzt wurde. Oberhalb des Dorfes Valdicastello, das ursprünglich Valle Buona hieß, steht noch das kürzlich restaurierte Gebäude, in dem sich zur Zeit des Großherzogtums Toskana eine Silberhütte befand. Hierher kam das in Sant’Anna gewonnene Silbergestein.
In den volkstümlichen Überlieferungen heißt es, dass der Bildhauer Benvenuto Cellini das wertvolle Mineral aus dieser Hütte bezog, um einige Gefäße für seine Mäzene, die Medici, zu ziselieren.
Abgebaut wurden in dieser Gegend schwefelhaltige Minerale wie Pyrit, Kupferpyrit, silberhaltiges Galena (Bleiglanz) und eisenhaltige Minerale wie Limonit, Magnesit, Ematit sowie Baryt. In den erzführenden Gängen finden sich sehr oft auch Spuren von Quecksilber und anderen, zum Teil äußerst seltenen Mineralien. Die ersten historisch gesicherte Erkenntnisse über die Bergbautätigkeit stammen von den Regenten von Luni und von Corvaia (eine Ortschaft bei Seravezza), die miteinander erste Verträge über den Verkauf von Grundbesitz abschlossen. Es gibt des Weiteren genaue Informationen über den Hafen von Motrone, von dem aus die Schiffe mit hier abgebauten Mineralen ablegten.
Erste industrielle Tätigkeit im Zusammenhang mit dem Bergbau ist aus dem 18. Jahrhundert bekannt. Damals wurden die Bergwerke in der Versilia von einer erst französischen und später englischen Gesellschaft geführt, die wichtige Versuche und Forschungen anstellte. Davon existiert bis heute eine umfangreiche schriftliche Dokumentation.
Nach vielem Hin und Her gingen die Bergwerke zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts in den Besitz einer deutschen Gesellschaft über. Diese veranlasste unter anderem den Bau der Schwebebahn, die das abgebaute Mineral aus dem Bergwerk im Monte Arsiccio bei Sant’Anna bis nach Valdicastello transportierte, von wo aus eine Eisenbahnlinie gebaut wurde, die wiederum das Gestein bis zum Bahnhof in Pietrasante bringen sollte. Der ehemalige Bahndamm ist links des Flusses Baccatoio immer noch gut sichtbar.
Besitzer der Bergwerke war die Familie Wagner, deren direkte Nachkommen bis heute in Pietrasanta anzutreffen sind. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurden die Minen verstaatlicht und gehörten fortan der Gesellschaft Edison. Abgesehen von einigen vorübergehenden Überschreibungen auf andere Gesellschaften betrieb sie die Bergwerke bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1945. Sowohl während des Ersten (1915 bis 1918) als auch des Zweiten Weltkrieges arbeiteten in den Minen mehrere hundert Bergmänner auf Hochtouren. Im letzten Weltkrieg wurden die Bergwerke als kriegswichtig eingestuft und militarisiert, so dass dort beschäftigte Arbeiter vom Militärdienst befreit waren.
Interessant ist der Hinweis auf die Beziehung zwischen den Bergwerken und dem Dichter Giosuè Carducci im 19. Jahrhundert. Sein Vater, Dr. Michele, war damals der Arzt der Minengesellschaft.
Während des Ersten und Zweiten Weltkrieges wurden hauptsächlich Eisenerze abgebaut und in den Hochöfen von Piombino und Genua für die Kriegsindustrie weiter verarbeitet.
In der zweiten Hälfte der 1940er Jahre überließ die Gesellschaft Edison sämtliche Bergwerke einer privaten Gesellschaft, deren Hauptakteure die Herren Camponetti und Moretti aus Orvieto waren.
Nach dem 8. September 1943, dem Tag der Verkündung des Waffenstillstands mit den Alliierten und der unmittelbar folgenden Besetzung Italiens durch die Nazis, wurde der Bergbau eingestellt und erst wieder nach 1945 aufgenommen. Während der Nazibesatzung wurden 1944 die Bergwerksanlagen teilweise zerstört und die Lagerhallen in Valdicastello wurden Sitz des Krankenhauses von Pietrasanta, das gezwungen war, hier behelfsmäßig einzuziehen. Während Pietrasanta, so wie fast alle Orte der Gegend, als “schwarze Zone” (gefährdet) eingestuft wurde, benannten die Nazis Valdicastello zur “weißen Zone”, weswegen der Ort sicheres Gebiet darstellte.
Es war vorwiegend der Industrielle Erasmo Sgarroni, der der Bergbauforschung und Ausbeutung der Minerale neue Impulse gab. Sgarroni war Besitzer eines wichtigen Bauindustriebetriebs in Rom und von Ziegeleien in Grosseto und Chiusi di Siena. Anfänglich (bis 1948) wurden weiterhin eisenhaltige Minerale abgebaut. Später konzentrierte man sich jedoch hauptsächlich auf Bariumgestein (Bariumsulfat). Zu dieser Zeit begann man auch in Italien, seitens der staatlichen Gesellschaft ENI, nach Kohlenwasserstoff zu suchen.
Es wurden an verschiedenen Orten des Landes Bohrungen durchgeführt, insbesondere in der Po-Ebene. Eines der für diese Bohrungen absolut erforderlichen Minerale war Bariumsulfat, das bis dahin nur wenig eingesetzt worden war. Sgarroni verstand schnell, wie wichtig die Ablagerungen im hiesigen Gebiet waren und begann eine Produktion auf industriellem Niveau. Er beschränkte sich dabei nicht nur auf den Abbau, sondern baute auch Anlagen für die Weiterverarbeitung und Anreicherung, so dass der Agip (Tochterfirma von ENI) das fertige Endprodukt geliefert werden konnte.
Man lieferte vor allem in die Po-Ebene, aber auch in andere Gegenden in Italien, wo begonnen wurde, nach Erdöl zu suchen. Außerdem wurden über Agip große Lieferungen im Ausland abgesetzt. Bis Ende der 80er Jahre war die Gesellschaft EDEM praktisch Monopolist für das Produkt, da sich das andere größere Vorkommen in Sardinien befand, die Insel jedoch auf Grund der schwierigen Transportwege benachteiligt war. Das Bariumsulfat wurde unterirdisch in den Bergbauanlagen in Valdicastello (Pollone) und in Sant’Anna (Monte Arsiccio) gewonnen. Etwa 100 Bergarbeiter waren mit der Förderung beschäftigt. Die Anlagen zur Anreicherung, Umwandlung und Verkaufsvorbereitung befanden sich hingegen in Valdicastello, ebenso wie die Büros der Direktion. Hier waren etwa 50 Menschen beschäftigt.
Vermischt mit Blutstein (Hämatit) fand Bariumsulfat auch Verwendung bei der Herstellung speziellen Betons zur Abschirmung radioaktiver Quellen. Die Abdichtung der Röntgensäle, insbesondere jedoch der Atomkraftwerke, die man in den 1970er und 80er Jahren in Italien baute, erforderten den Einsatz tausender Tonnen dieses natürlichen Stoffes. Der Abbau fand im Bergwerk in Buca della Vena unweit des Dorfes Cardoso statt. Etwa 30 Bergleute waren an diesem Ort beschäftigt.
Nach den Volksabstimmungen, bei denen der Bau von Atomkraftwerken in Italien abgelehnt wurde, kam es zu einer Umgestaltung der Gesellschaft EDEM. Das Personal wurde auf etwas mehr als 100 Menschen reduziert. Die Öffnung internationaler Märkte und die infolgedessen gesunkenen Preise für Endprodukte stürzten die Firma in weitere wirtschaftliche Schwierigkeiten. Hinzu kamen der Tod von Sgarroni und von Gorelli, über 30 Jahre hinweg technischer Leiter der Minen. Dies alles führte Ende 1990 zur endgültigen Einstellung des Betriebes.
Die Schließung der Bergwerke erfolgte nicht, weil die Mineralvorkommen erschöpft waren, sondern weil sich der Abbau und der Anreicherungsprozess ökonomisch nicht mehr rentierten.
Die Arbeit der Bergmänner war schwer, anstrengend und gefährlich. Sie waren nicht nur alltäglich dem Risiko möglicher Einstürze von Tunneln und dem Umgang mit Sprengstoff ausgesetzt, sondern atmeten vor allem auch ständig mit Kieselerdeteilchen gesättigten Staub ein. Der lagerte sich in den Lungen der Arbeiter ab und führte im Laufe der Zeit zu der tödlichen Berufskrankheit Steinstaublunge, welche sehr oft zum frühzeitigen Tod der Bergleute oder zur Einschränkung ihrer Atmungsfähigkeit führte. Andere Berufskrankheiten waren Taubheit durch starken Lärm und Angioneurose (Hand-Arm-Vibrationssyndrom), eine typische Krankheit bei Menschen, die gewohnheitsmäßig vibrierende Geräte benutzen. Bergleute waren oft ebenfalls von dieser Krankheit betroffen, da sie täglich mit Presslufthämmern arbeiteten.